top of page

Ein Bündel von Paradoxien

Brennan Manning schreibt in seinem Buch "The Ragamuffin Gospel" über sich selbst:


"Wenn ich ehrlich bin, gebe ich zu, dass ich ein Bündel von Paradoxien bin. Ich glaube und zweifle, ich hoffe und lasse mich entmutigen, ich liebe und hasse, ich fühle mich schlecht, weil ich mich gut fühle, ich fühle mich schuldig, weil ich mich nicht schuldig fühle. Ich bin vertrauensvoll und misstrauisch. Ich bin ehrlich und spiele trotzdem Spiele. Aristoteles sagte, ich sei ein vernunftbegabtes Tier; ich sage, ich bin ein Engel mit einer unglaublichen Kapazität für Bier." [1]

Nicht nur Manning ist ein Bündel von Paradoxien, ich bin es auch. Und vermutlich bist du auch ein Bündel von Paradoxien. Was hat das mit Jüngerschaft zu tun? Aus meiner Sicht eine ganze Menge, denn beim Thema Jüngerschaft stoßen wir auf diese vielschichtigen Paradoxien. Dies verleiht Jüngerschaft einerseits Spannung, stellt uns aber auch vor Herausforderungen. Es ist eine Quelle der Freude, aber auch des Leids. Es gibt uns Hoffnung, kann aber auch frustrierend sein. In diesem ständigen Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen, spricht Jesus zu uns:


Dann sagte Jesus: »Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken. Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht.« ( Matthäus 11,28–30)

Scott Sauls bringt es treffend auf den Punkt: Manchmal fühlt sich das Joch der Jüngerschaft schwer an, und die Last scheint manchmal erdrückend. Und das Einzige, was zwischen meinem Herzen und einem leichten Joch sowie einer leichten Last steht... bin ich selbst.[2] Das menschliche Herz neigt dazu, Unruhe zu stiften, Dinge komplizierter zu machen und Schwierigkeiten zu bereiten. Jüngerschaft ist daher ein Prozess der Veränderung des Herzens. Hierbei sollten wir beten und den Heiligen Geist um Unterstützung bitten, damit er uns kräftig zur Seite steht. Es ist wichtig zu erkennen, dass Gott in diesem Prozess wirkt und uns immer wieder überrascht.


In diesem Zusammenhang möchte ich einige Gedanken von Max Lucado teilen, die passend sind:


"Vor einigen Jahren hatte ich eine Herzoperation. Mein Herzschlag klang nämlich wie eine Nachricht im Morsecode. Kurz-kurz-kurz-laaaaang. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, mithilfe von Medikamenten eine Besserung herbeizuführen, beschloss mein Arzt, ich bräuchte eine Herzkatheterablation. Das sollte folgendermaßen laufen: Ein Kardiologe sollte zwei Schläuche durch die Blutgefäße zu meinem Herzen führen. In einem befand sich eine Kamera, im anderen der Ablationskatheter. Ablation heißt, dass Gewebe verödet, also verbrannt wird. Genau, verbrannt, verschmort, versengt. Wenn alles gut ging, würde der Arzt, um es mit seinen Worten auszudrücken, die Gewebeteile meines Herzens, die für das „Fehlverhalten“ verantwortlich waren, zerstören. Als man mich in den OP schob, fragte er mich, ob ich noch eine letzte Frage hätte. (Keine sehr passende Wortwahl.) Ich versuchte, geistreich zu sein. „Sie verbrennen also das Innere meines Herzens, richtig?“ „Richtig.“ „Damit wollen Sie die Zellen zerstören, die für das Fehlverhalten verantwortlich sind, stimmt’s?“ „Das habe ich vor.“ „Wenn Sie mit Ihrem Mini-Brenner schon mal da drinnen zugange sind, könnten Sie dann auch noch meinen Geiz, meinen Egoismus, meine Überlegenheits-und Schuldgefühle verbrennen?“ Er meinte lächelnd: „Tut mir leid, aber das übersteigt meine Fähigkeiten.“ Allerdings, aber nicht die Fähigkeiten Gottes. Er ist nämlich ein echter Fachmann, wenn es darum geht, Herzen zu verändern. Es wäre falsch zu glauben, dass sich so eine Veränderung über Nacht vollzieht. Aber es wäre genauso falsch zu glauben, dass die Veränderung nie eintreten wird. Sie vollzieht sich vielleicht etappenweise–ein Aha-Erlebnis hier und ein Durchbruch da. Aber sie wird passieren. „Denn Gottes Barmherzigkeit ist sichtbar geworden, mit der er alle Menschen retten will“ (Titus 2,11). Die Schleusen sind geöffnet, das Wasser strömt heraus. Man weiß eben nie, wann die Gnade ins eigene Leben sickert." [3]





 

[1] Brennan Manning, The Ragamuffin Gospel (Sisters, OR: Multnomah Books, 1990).

[2] Scott Sauls, Joni Eareckson-Tada, und Scotty Smith, From Weakness to Strength: 8 Vulnerabilities That Can Bring Out the Best in Your Leadership (Colorado Springs, CO: David C Cook, 2017).

[3] Lucado, Max. Du verleihst mir Flügel: Entdecke die lebensverändernde Kraft der Gnade. . Gerth Medien. Kindle-Version.

67 Ansichten1 Kommentar

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

1 Comment


Sehr guter Impuls verbunden mit klasse Humor.🤣

Like
bottom of page